Zugluft durch Steckdosen

Warum pünktlich zum Weihnachtsessen der Strom ausfiel

Alle Jahre wieder, kaum dass die ganze Familie und Freunde versammelt waren und das Weihnachtsessen aufgetischt war, fiel der Strom aus. Niemand konnte sich erklären warum, dabei hatte das Leben im eigenen Haus so schön begonnen...

2012 hatte sich Familie Müller* aus Isernhagen, Region Hannover, nach langem sparen den Traum vom Eigenheim erfüllt. In einem Neubaugebiet nahe Peine ließen sie sich von einem namhaften Bauträger ihre Wunschimmobilie bauen. Der Berater hatte sie überzeugt, die Bauarbeiten schritten rasch voran und im großen und ganzen lief der Hausbau zur allgemeinen Zufriedenheit.

Doch schon im ersten Winter, als die Tage kürzer und kälter wurden, fingen die Probleme an: Regelmäßig fiel der Strom aus weil die Sicherung raussprang, meistens dann, wenn die Familie Freunde zum Essen eingeladen hatte. Etliche Male war deshalb schon der Elektriker zur Nachbesserung gerufen worden. Doch der Elektriker konnte keinen Mangel an seiner Leistung entdecken und weigerte sich längst kostenfrei im Rahmen der Gewährleistung zu arbeiten. Seit ihrem Einzug in das neue Haus, hat Familie Müller daher jedes Weihnachtsessen im Dunkeln zubringen müssen.

Die regelmäßigen Stromausfälle waren den frisch gebackenen Eigenheimbesitzern höchst unangenehm, zumal ihre Freunde schon witzelten, sie würden ihre Rechnungen nicht zahlen und müssten deshalb immer im Dunkeln essen. Tatsächlich war die finanzielle Lage angespannt durch den Hausbau und die wiederkehrenden Handwerkerbesuche zwecks erfolgloser Ursachenforschung und Austausch von Elektrogeräten. Es mussten jedoch erst einige Weihnachtsessen im Dunkeln vergehen, ehe die Familie sich entschied die Kosten für einen Sachverständigen, der die Ursache der ständigen Stromausfälle klären sollte, auf sich zu nehmen.

Sachverständige deckt Ursache der Stromausfälle mithilfe der Blower Door auf

Als Sachverständige hatte ich natürlich eine Idee, worin die Ursache für die wiederholten Stromausfälle lag. In modernen fast vollständig luftdichten Gebäuden ist Zugluft durch Steckdosen ein Problem. Im Bereich von Steckdosen kommt es häufig zu Zugluft. Kein Wunder - wird doch für die Installation der Steckdose der Putz, der in diesem Fall die luftdichte Ebene darstellt, durchstoßen. Wird dann keine geeignete Dose oder Manschette verwendet und luftdicht angeschlossen, kommt es neben unnötigen Wärmeverlusten zu unangenehmen Zuglufterscheinungen. Im ungünstigsten Fall, wie im Beispiel des Neubaus der Familie Müller in Peine, entsteht an kalten Tagen ein Kurzschluss infolge von Kondenswasserbildung in der Steckdose.

Warum fiel der Strom nun immer aus, wenn Besuch da war?

Zum Einen bedeutet Besuch stets auch mehr Luftfeuchtigkeit, da mehr Menschen mehr Feuchtigkeit abgeben. Aber dies allein war nicht das Problem. Für die Gäste wurde in Peine aufwändig gekocht. Während dieser Zeit war die Dunstabzugshaube in Betrieb und erzeugte einen Unterdruck im Gebäude. Entsprechend drangt winterlich kalte Zugluft von außen durch die undichte Steckdose ein und ließ diese auskühlen. War das Essen fertig, stellte die kostenbewusste Köchin die Dunstabzugshaube ab. Im Haus stellten sich wieder normale Druckverhältnisse ein, so dass der Luftzug durch die Steckdose wie üblich dem Temperaturgefälle von innen nach außen folgte. Die Steckdose war aber immer noch eiskalt, so dass die Feuchtigkeit aus der Wohnnutzung daran kondensierte und zu einem Kurzschluss und damit zum Stromausfall führte.

Zugluft mittels Leckageortung mit der BlowerDoor nachweisen

Mittels Leckageortung, die ich im Zusammenhang mit der BlowerDoor-Messung immer anbiete, ließ sich die für die Stromausfälle ursächliche Zugluft leicht beweisen und dokumentieren, so dass der Bauträger schließlich nachbessern musste.

 

04.01.2014

Dipl.-Ing. (FH) Natascha Kraemer
Tüv. zert. Sachverständige für Schimmelpilze in Innenräumen Gebäudeenergieberaterin (Hwk)
Hannoversche Straße 54a, 30916 Isernhagen

*Namen geändert